Bericht aus der Südwestpresse/Schwäbisches Tagblatt

vom 19.2.2002
 

Bekannt wie die Wildecker werden
Zu Besuch bei Bettina Stark: Deutschlands „Powerfrau Nummer eins“ wuchert mit ihren Pfunden

 

TALHEIM. Sie ist "Deutschlands Power-Frau Nummer eins", eine "absolute Stimmungskanone" oder schlicht "Bettina Wahnsinn". Die vorangegangenen Fasnets-Wochen (beziehungsweise der rheinische Karneval) stecken ihr noch in den Knochen, doch Bettina Hafer alias Stark, 150 Kilogramm schwere Entertainerin aus Talheim, die zehn Instrumente spielt, dabei Spagat macht und kunstpfeifen kann wie Ilse Werner, lächelt freundlich: "Kommen Sie rein."

 "Hallöchen liebe Bettina", schreibt Christel Hafermann von Hafermann-Reisen aus Witten, "ich habe einfach das Bedürfnis, Dir mitzuteilen, dass Du wirklich eine ganz tolle ,Powerfrau' bist. (...) Du bist ein Könner in Punkto Blasinstrumente und was genauso wichtig ist, ist Dein sonniges Gemüt und Deine Art, über Dich selbst zu lachen.
 

tagbla

" Sabine und Stefan Gaumann aus Frankfurt/Main bedanken sich bei der "Sehr geehrten Frau Hafer" artig "für den wundervollen Abend, den Sie anlässlich unserer Hochzeit uns und unseren Gästen im Hotel Katharinenhof bereitet haben: Sie waren einfach spitze!" "Viel Erfolg und alles Gute für Deine weitere Laufbahn" wünscht auch Hans-Peter Lux vom Polizeipräsidium Bonn, wo Bettina einen "zündenden Auftritt" hatte: Mit "Brennender Trompete" habe sie die Besucher, so der Kommissar, "in Feuer und Flamme versetzt".

Ob Euskirchen-Euenheim oder Burgbrohl - die Turnhalle tobt, wenn Bettina kommt. Rund 30 Auftritte hat sie in den vergangenen sechs Karnevals-Wochen absolviert, meist im Rheinland oder Ruhrgebiet, ausnahmsweise ist auch mal eine private Geburtstagsfeier in Reutlingen dabei. 140 Live-Auftritte waren es im letzten Jahr, in diesem werden es wohl ebenso viele, "eher noch ein paar mehr", denn Bettina, das mittelständische Musik-Entertainment-Unternehmen vom Fuß der Schwäbischen Alb, zielt auf Wachstums-Raten: "Ich bin schon bekannt, aber ich möchte noch bekannter werden."

Deshalb kommt sie gern, wenn Stefan Raab, Arabella Kiesbauer oder Oliver Geissen sie in ihre Talkshows einladen, selbst wenn das finanziell nicht viel bringt. Aber die Publicity ist was wert für diese Frau, die mit ihren Pfunden wuchert und sich ohne Scheu vor Peinlichkeit selbst vermarktet: mit rotem Kunstleder-Anzug, Ballonmütze und jede Menge "herziger" Accessoirs - dagegen wirken selbst die Wildecker Herzbuam blass.

 

bet-neu3w

Wie alles begann

"Erst durch die Musik fand ich mein Lebensglück", titelte "Bild der Frau" und zitierte Bettina mit den Worten "In der Schule wurde ich gehänselt, später in der Disco angegafft. Freunde hatte ich kaum." Selbstbewusstsein gleich Null, Musik als Kompensations-Strategie, suggeriert das Springer-Blatt, doch in der Autobiografie lesen wir:

1959 in Wissen/Sieg geboren, das "Nest" vom Vater - Bayer, Bariton, Posaunist - und der Mutter - Akkordeon - musikalisch vorgewärmt. Musikalische Früherziehung, dann mit zehn der Beitritt zum Musikverein Sindelfingen-Darmsheim; lernt Bariton- und Zugposaune, alle Blechblasinstrumente, Gitarre und E-Bass im Selbstunterricht. 1977 bis 1980 Mitglied bei den Eichtal Buam, mit denen sie 1979, 19-jährig, erstmals zur großen USA-Tournee aufbricht. Danach stand ihr Entschluss, als Berufsmusikerin zu reüssieren.

Mitglied bei den Rohrer Musikanten, Berufsmusikerin in der Schweiz, Österreich, Spanien - "ich war auch mal drei Monate auf Mallorca" - dann sieben Jahre lang (1989 bis 1996) Frontfrau und Zugpferd bei den Steintalern, einer überregional bekannten Party-Band aus dem Steinlachtal, mit unzähligen Rundfunk- und Fernsehauftritten in den volkstümlichen Hitparaden von RTL, ZDF, ARD und Pro7 - Stationen einer Berufs-Karriere.

Abheben will sie nicht

Danach trennte sich Bettina von den Steintalern aus "persönlichen Gründen", versuchte erst, 1997, mit Schorsch aus dem Rheingau ein Comeback als "Pfundiges Powerduo" und riskierte schließlich, 1998, den Relaunch als Solo-Entertainerin. Seither kurvt sie mit grünem Band-Bus, zehn Instrumenten, 750-Watt-Musik-Anlage und wachsendem Erfolg durch Deutschland, vorzugsweise rheinische Provinzen, "zum Teil auch in die neuen Bundesländer, das zieht jetzt etwas an." Manchmal ist ihr Partner Gerd dabei (schafft bei Daimler in Sindelfingen), manchmal eine Freundin oder ein Freund. Früher ist sie noch nach jedem Auftritt nach Hause gefahren, heute übernachtet sie im Hotel, wenn der Ort mehr als 300 Kilometer entfernt ist. "Man wird älter", sagt sie, lächelt. "Mindestens noch zehn Jahre" will sie sich den Stress antun, denn sie macht es gern, "mit Liebe", wie sie beteuert, "und das merken die Leute, da kommt etwas zurück.

Man glaubt es. Auch dass sie nicht abheben will, ihr arrogante Musiker-Kollegen ein Gräuel sind. "Ich wünsche jedem, dass er mit seiner Show Erfolg hat", sagt sie, und: "Zusammen sind wir stark." Was wiederum einen gewissen Hintersinn verrät, denn Bettina tritt demnächst im Vorprogramm der Klostertaler auf, "eine Stunde lang", sagt sie, und "Wahnsinn", weil sie das ihrem Ziel wieder etwas näher bringt: Mal so bekannt wie die Wildecker Herzbuam werden.

Quelle: http://www.cityinfonetz.de/tagblatt/archiv/2002/02/18/bild.phtml
 

Pfeil00019